Buddhistische Meditation

Es gibt unzählige Traditionen, in denen Meditation eine Rolle spielt. Meine Lehrtätigkeit gründet in der Tradition des Frühbuddhismus/Theravadabuddhismus, der heute noch in Myanmar, Thailand, Sri Lanka praktiziert wird. Hier finden wir einen authentischen Schulungsweg, der den Geist in Richtung Ruhe (Samatha), Einsicht (Vipassana), Liebe, Mitgefühl und Gleichmut ausbildet. Sowohl in Treue zur Tradition als auch in der kreativen Entwicklung eines zeitgemäßen Buddhismus vermittele ich Lehre und Praxis nicht als Religion, sondern als eine Schulung des Bewusstseins und in fortlaufender Auseinandersetzung mit den modernen Wissenschaften.

So habe ich den alten Pfad wiedergefunden, jenen Weg, auf dem die Erleuchteten in grauer Vorzeit wandelten.

Samyutta Nikaya 12,65

Was ist Meditation?

Buddhistische Meditation ist eine geistige Schulung, die ein Leben lang vertieft und verfeinert werden kann. Auf dem Weg zu einem klaren Geist und einem mitfühlenden Herzen entwickeln wir einen immer geschickteren Umgang mit geistigen Blockaden aller Art: ob Angst oder Sorge, Zweifel oder Ablehnung, Sehnsucht oder Einsamkeit. Meditation ist eine große Umarmung all dessen, was wir gerne ausgrenzen, und dabei nicht erkennen, dass wir verstärken, was wir überwinden wollten.

Meditation hat die Mitte unserer Gesellschaft erreicht. Ein Grund dafür ist, dass sie funktioniert. Meditation hilft, uns selbst und die Geschehnisse in der Welt klar zu erkennen. Meditation ist ein Weg zu einem gelingenden, erfüllten und zufriedenen Leben.

Wie geht buddhistische Meditation konkret?

Ruhe und Einsicht, als die beiden traditionellen Wege der Meditation, führen zu einer befreienden Sichtweise auf uns selbst und die Welt.

Zu Beginn unserer Schulung ist der Geist meist voller Unruhe. So steht zunächst ein kontinuierliches Betrachten des aktiven Geistes im Vordergrund. Dieses Betrachten der Gedanken und Emotionen geschieht ohne Beurteilung. Sati – auch Achtsamkeit genannt – ermöglicht diese bewusste, wertfreie Geistesgegenwart. Die Übung der Achtsamkeit befreit zunehmend den Geist von seinen Blockaden, wie Gier, Ablehnung, Trägheit, Sorge und Unruhe, skeptischer Zweifel.

Wenn sich aufgrund kontinuierlichen Übens die Achtsamkeit zur Konzentration verdichtet, wird intuitiv die Bedingtheit allen Daseins erkannt. Von hier aus entfaltet sich sukzessive der Einsichtsprozess. Von der Bedingtheit der Phänomene führt der nächste Schritt zur Erkenntnis, dass alle bedingten Zustände letztlich sowohl leidvoll und unbefriedigend (Dukkha), als auch unbeständig und vergänglich sind (Anicca).
Die schwierigste Transformation betrifft die Sicht auf uns selbst. Die Einsicht in die Prozesshaftigkeit allen Daseins wird auf uns selbst bezogen und führt zur Auflösung eines fixierten Selbstkonzepts (Anatta), was die eigentliche Befreiung, das Ziel ist. Wobei die Individualität nicht aufgehoben oder verneint, sondern nur das Zentrum verschoben wird. Das ich-zentrierte Bewusstsein, das sich als Mittelpunkt des Universums erlebt und ständig in alles eingreifen muss, wandelt sich zu einem Bewusstsein, das Verbundenheit erlebt und mit Gleichmut das Auf und Ab des Lebens betrachten kann. Das ‚Selbst‘ wird erlebt in seiner prozesshaften Dynamik. Dem Leben kann in all seinen Facetten mit mehr Gelassenheit, Weisheit und Mitgefühl begegnet werden.